Nach Hause kommen und vor den Kindern im Treppenhaus erschrecken – nicht so sehr vor den Kindern als vor den Mutter-Kind-Gespannen, den fest vertäuten. Zwei Kleinkinder werden vor zwei Wohnungstüren abgeladen und ermahnt, die letzten Schritte selbstständig zu gehen, angewiesen, ihre Schuhe auszuziehen, ihnen wird Abendbrot in Aussicht gestellt und eine spätere gemeinsame Spielstunde. Ich komme vom Spaziergang mit einer Freundin, habe ein gutes Gespräch geführt und bin eigentlich in geselliger Stimmung; dennoch erschrecke ich vor der Lautstärke der mütterlichen und der kindlichen Stimmen, den Versprechen, dem Trotz, den kleinen roten Mündern. Es ist ein ganzer Kosmos und es führt kein Weg hinein. Ich stehe davor und löse mich auf, mein Leben gilt nichts in seinem Angesicht. Es verschwindet in einem Abziehbild: die kinderlose Mittdreißigerin mit den endlosen Stunden am Schreibtisch, den vielen einsamen Zugfahrten, dem Roman im Kopf und in den Fingern (ein Roman übrigens, in dem sich viele Kinder tummeln).
Ich grüße, die Mütter grüßen kurz zurück, die Kinder achten nicht auf mich, sind wahrscheinlich in die unmittelbaren Realitäten – Hausschuhe-Anziehen, Abendbrot, das mütterliche und das eigene Wollen – verstrickt. Ich verdrücke mich in meine Wohnung, wo das schwarze Kätzchen mit Buckeln und Miauen grüßt, und atme vorläufig auf.
Die Trennung zwischen den Wegen schmerzt, das Hinüberschauen kostet oft mehr Kraft, als ich habe. Was ist mit diesen gleichaltrigen Frauen, was ist mit meinen Freundinnen passiert? Warum mache ich mich, Schwärze im Herzen, an ein eigenes Abendbrot? Ich esse allein. Wenn sie von ihren Kindern sprechen, spreche ich von meinen Katzen und ignoriere den angespannten Zug um ihre Münder.