Feministisch streiten

Feministisch streiten. Texte zu Vernunft und Leidenschaft unter Frauen ist im März 2018 im Berliner Querverlag erschienen. Ich freue mich sehr, dass im Juni 2022 bereits die vierte Auflage herausgekommen ist! Feministisch streiten ist von Feministinnen verschiedener Richtungen und Generationen, in Lesekreisen, feministischen Seminaren und bei zahlreichen Buchvorstellungen rezipiert, diskutiert und kritisiert worden. Ich hoffe, das Buch trägt noch lange dazu bei, die Auseinandersetzung mit feministischer Theorie sowie eine produktive feministische Streitkultur zu befördern.

Neben eigenen Texten enthält der Sammelband Beiträge von Randi Becker und Teresa Streiß, Lore Chevner, Lisa Herbst und Maria-Elisabeth Neuhauss, Anna Kow und Virginia Kimey Pflücke, Katharina Lux, Daria Majewski, Charlotte Mohs, Marlene Pardeller und Alex Wischnewski, Naida Pintul, Kim Posster, Katharina Röggla, Elvira Sanolas, Larissa Schober, Merle Stöver, Marla Vita, Sabrina Zachanassian sowie dem Antifaschistischen Frauenblock Leipzig und dem Autorinnenkollektiv Zora Zobel findet die Leiche.

Feministisch streiten versammelt Thesen und Utopien eines Feminismus, der sich zwischen leidenschaftlicher Identitätspolitik und einer vernünftigen Gesellschaftskritik im Sinne der Aufklärung bewegt. Ein materialistischer, politisch handlungsfähiger Feminismus darf nicht einen der beiden Pole aus den Augen verlieren, sondern muss sich, im Bewusstsein der Widersprüche, zwischen ihnen bewegen. Er muss dazu ermutigen, für die eigenen politischen Interessen auf die Straße zu gehen, aber auch das globale kapitalistische Patriarchat theoretisch zu durchdringen, in dem weibliche Subjektivität unter sehr verschiedenen Vorzeichen auftritt. Lesben, Heteras, Cis- und Transfrauen, Women of Color und weiße Frauen, Mütter und Kinderlose, junge, alte, dicke und dünne Frauen, Arbeiterinnen und Akademikerinnen: Diese Perspektiven sollen nicht einfach nebeneinandergestellt, sondern mit feministischer Gesellschaftstheorie vermittelt werden. Wie kann ein kritischer und gleichzeitig positiver, emanzipatorischer Bezug auf Weiblichkeit aussehen? Wie lässt sich vor dem Hintergrund des antifeministischen Backlash ein politisches Subjekt Frau reformulieren, das die Differenzen unter Frauen nicht verleugnet und über einen möglichst großen politischen Handlungsspielraum verfügt?