Das Poetischste an den Verkehrsnachrichten sind ja immer die Warnungen vor Gegenständen auf der Fahrbahn. Was sich da alles rumtreibt: Holzbalken, Reifen, Spanngurte, Geisterfahrer, verirrte Greise, verirrte Tiere des Waldes, alles Mögliche, was sich unter „Wurfgegenstände“ zusammenfassen lässt. Einer Vorliebe für gründliche Listen folgend, habe ich ein paar Wochen lang alle Funde auf der Autobahn aufgeschrieben, die mir das Badezimmerradio meldete. Die Liste setzt sich fort wie folgt: Metallteile, Schaufeln, Unterlegkeile; ein Aktenordner; eine Staubwolke. Ein Schmankerl: „Auf der A sowieso liegt leider eine tote Katze“ – wobei sich das Bedauern, vermute ich, auf den Tod bezog, nicht auf das Liegen auf der Fahrbahn.
Ohnehin wohnt diesen Meldungen, bei aller äußerlichen Nüchternheit, etwas merkwürdig Menschliches inne. Eine andere Lieblingsmeldung, gehört eines hellen Morgens auf NDR 1: „Da und dort sonnt sich ein schwarzer Hund auf der Fahrbahn. Bitte fahren Sie vorsichtig!“ Man könnte denken, hier ginge es zu wie im Kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry: dass der verträumte Köter von größerer Bedeutung wäre als alles, was eilig unterwegs ist, zur Arbeit, von der Arbeit, hastig und sich wichtig dünkend. Dabei ist es ja so, dass im Fall eines Zusammenpralls nicht nur die Kontemplation des Hundes gestört würde, sondern dass schlimmstenfalls alle Beteiligten sterben müssten: der Hund sowie die von der Straße abkommende und sich mitsamt ihrem Wagen überschlagende Autofahrerin.
Die Stärke und Schnelligkeit des Autos rächen sich in einer aberwitzigen Sensibilität des Autoverkehrs: Der banalste Gegenstand, der sich hierher verirrt, verwandelt die Autobahn in einen Ort des potenziellen Todes, kann in verformtes Blech, Blutlachen und zerstörtes Leben münden. Wegen eines Aktenordners auf der Fahrbahn. Die Herren Benz und Ford hätten ungläubig gelacht.